Samstag, 3. Dezember 2016

Musikecke: Die Moldau

In Anbetracht der fortgeschrittenen Stunde habe ich mir für meinen zweiten Blogpost des Tages ein Stück ausgesucht, zu dem ich gar nicht so viel zu sagen habe, weil ich es sehr schwierig finde, meine Gefühle in Worte zu fassen. Das macht aber nichts, weil ich finde, dass man in dem Fall die Musik für sich selbst sprechen lassen kann.
Es handelt sich um Die Moldau von Friedrich Smetana.

Leider hatte ich noch nicht das Vergnügen, das Stück selbst im Orchester zu spielen. Ich kam zum ersten Mal im Musikunterricht in der Mittelstufe damit in Berührung, als wir über Programmmusik sprachen; seitdem habe ich es viele, viele Male gehört.
Nachdem ich gerade vorher über die Fledermaus geschrieben habe, kommt es mir vor, als könnte der Kontrast zur Moldau nicht größer sein. Während die Fledermaus meine Gute-Laune-Musik, mein Spaßstück ist, lege ich die Moldau auf, wenn ich etwas zum Träumen und Abschalten brauche - und manchmal, wenn ich in der Situation bin, dass ich gerne weinen möchte und einen Anstoß brauche.
Für mich ist die Moldau gleichermaßen real und fantastisch, was ein bisschen schwer zu erklären ist. Auf eine Art ist sie sehr greifbar, als könnte ich mich einfach irgendwo an der echten Moldau ans Ufer stellen und meine Hand ins Wasser halten, und die Musik würde mich von dort aus überspülen. Auf der anderen Seite hat das Stück auch etwas Surreales, etwas, was nicht von dieser Welt ist; wie ein Märchen von einem Fluss durch ein Elfenreich. Insgesamt ist die Moldau für mich pure Melancholie, und ich weiß gar nicht mal so recht, warum.
Für diesen Post habe ich die Geschichte, die das Stück erzählt, noch einmal nachgelesen, aber im Grunde hätte ich es gar nicht tun brauchen. Die Geschichte steht für mich ganz klar und deutlich in der Musik, als würde vor meinen Augen ein Film ablaufen: wie die beiden kleinen Quellen entspringen, verträumt vor sich hinsprudeln, sich schließlich zu einem Fluss vereinen. Wie der Fluss sich seinen Weg bahnt durch die imposante tschechische Landschaft. Der fröhliche Hochzeitstanz am Flussufer. Der nächtliche Reigen der Nymphen im Mondschein über der Wasseroberfläche. Die turbulenten Stromschnellen, die pompöse Ankunft in Prag, und schließlich fließt die Moldau weiter, und irgendwo in der Ferne kann man erahnen, wie sie in die Elbe mündet.

Mit Abstand mein Lieblingsmoment im Stück ist der Anfang; die kurze Introduktion und dann der Übergang ins Thema. Man kann es sich so gut vorstellen, wie am Anfang nur die Flöten in stetiger Bewegung die beiden Quellflüsse darstellen, und mit der Zeit wird die Instrumentierung immer breiter, immer fließender, bis sich bei 0:54 endlich die beiden Quellflüsse getroffen haben und dann bei 1:00 das Moldau-Thema erklingt.
Es gibt diese ganz besonderen Momente in der Musik, die einem, egal wie oft man sie gehört hat, immer wieder eine Gänsehaut verschaffen. Dies ist einer davon.

(Fun Fact: beim Schreiben dieses Posts hörte die Verfasserin das betreffende Musikstück und musste heulen. :D)

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